Der Brunnenhof

Zunächst einige Worte zum Namen Brunnenhof Königspfalz: Nach den Römern (ca. ab 450 n.C.) haben die Franken die Macht am Rhein übernommen. In diesen unruhigen Zeiten sind die Könige durch ihr jeweiliges Reich gezogen und mussten in Pfalzen  (gesicherten Plätzen) mit ihrem Gefolge unterkommen. Solche größeren und kleineren  Königspfalzen gab es im ganzen fränkischen Reich, die bekannteste ist Aachen. Auch  Koblenz war eine solche Pfalz. Als einziges größeres Gebäude hat nach unserem Kenntnisstand das heutige Pfarrhaus Liebfrauen die Jahrhunderte überlebt. Man geht deshalb davon aus, dass hier auch das Hauptgebäude der Königspfalz der Franken zu suchen ist. Es ist also sicher nicht ganz falsch, vor diesem Gebäude  des Königs und seines Statthalters,  einen Bereich zu vermuten, der als größeres, abgeschlossenes  Areal gestaltet war,  mit sonstigen kleineren Wohngebäuden, Ställen und offenen Hallen. Dort gab es natürlich auch Brunnen. Ob die Brunnen in unserem Hof noch aus dieser Zeit stammen, wissen wir leider nicht.

Gehen wir zuerst zum großen Ziehbrunnen in Südwesten. An dieser Stelle befand sich schon seit langem ein Ziehbrunnen, der in den ältesten erhaltenen Katasterplänen auch verzeichnet war, aber der seit etwa 1890 nicht mehr benutzt wurde - es gab dann fließendes Wasser in den Häusern - und den man danach mit Abfall zugeschüttet hatte. Mehrere Parzellen hatten vorher ein Zugangsrecht zu diesem Brunnen.

Im Zug der Sanierung hat man diesen Brunnen geöffnet, mit dem etwas pompösen Aufbau versehen, dann aber nach drei Metern wieder mit einer Edelstahlwanne verschlossen, in der eine Pumpe plätscherte. Wahrlich ein erhebender „historischer“ Anblick.  Einige Bürger haben dann nicht geruht, bis sie die Genehmigung durch den OB persönlich erhielten, auf eigene Kosten dort wieder den Ziehbrunnen zu installieren. Dies bedeutete aber natürlich, dass der vorhandene Brunnenschacht  bis aufs Grundwasser ausgehoben werden musste. Eine sehr schwere und auch gefährliche Handarbeit. Nach ca. 14 Metern hatte man  das Grundwasser erreicht. Der Brunnen wurde dann auch noch beleuchtet.  Je nach der Höhe des Grundwassers - abhängig vom Wasserstand von Rhein und Mosel - sieht man Wasser im Brunnen. Im Sommer fällt er zuweilen  auch trocken. Eine kleine Erläuterung finden Sie im Brunnen. Bitte werfen Sie keine Münzen oder Dreck herein, wir müssen den Brunnen öfter im Jahr sauber machen.

Wenn Sie sich jetzt nach Norden umsehen, fällt Ihnen natürlich das große Wandbild auf. Es zeigt eine geschichtliche Begebenheit aus der Frankenzeit, die sich in Koblenz zugetragen hat. Koblenz war damals mehrfach Austragungsort wichtiger  Begegnungen der Erben Karls des Großen. Detaillierte Einzelheiten, sowie eine interessante Karte, finden Sie dreisprachig auf der großen Infotafel vor dem Wandbild. Den Text hat die Koblenz-Touristik vorrätig. Den Namen des Künstlers - Anton Bäcker - finden Sie am Bildrand.

Auf dem Weg zum Wandbild kamen Sie an einem modernen und recht eigenwilligen Springbrunnen vorbei. Es würde zu weit führen, den langen Kampf zu schildern, bis dieser ungewöhnliche Brunnen endlich dort gestanden hat. Wir wollten dort nicht wieder eine der allseits beliebten, realistischen Darstellungen - noch eine „Gänseliesel“ oder einen Brunnenputzer. Die Skulptur ist das Werk eines namhaften Künstlers aus dem Westerwald. Sein Name und weitere Informationen finden Sie  auf dem Werk.

Vor der fast fensterlosen hohen Bruchsteinfassade - wohl  das älteste Bauteil im Hof - sehen Sie eine Stele mit dem Abguss einer Seite eines römischen Grabdenkmals aus dem Mittelrheinmuseum in Koblenz. Auf dieses Ensemble sind wir besonders stolz. Es soll unsere Besucher auf die lange römische Geschichte von Koblenz hinweisen, insbesondere aber auf seine recht kurze Zeit als Festung am Ende der römischen Herrschaft am Rhein. Auch hier finden Sie eine große Infotafel in zwei Sprachen. Besonders dürfen wir Sie auf die Zeichnung hinweisen, die den Versuch macht, sich Koblenz als römische Festung vorzustellen. Auch diese Info erhalten Sie in Papierform im alten Rathaus. Zwei Türme der römischen Befestigungsmauer  sehen Sie noch rechterhand am Ende  der Florins-pfaffengasse  (Pfarrhaus Liebfrauen).

Lange schon  vor der Festung  war der hochwasserfreie Hügel zwischen Mosel und Rhein besiedelt. Wir glauben,  dass es im Schutz des Legionslagers in der Nähe der Kastorkirche,  römische Gutshöfe hier gegeben hat, wie im gesamten Gebiet links des Rheins. Beim Neubau des Hauses Brunnenhof Königspfalz 1 ist man auf ein beheiztes römisches „Badezimmer“ gestoßen. Solche sanitären Anlagen waren zur damaligen Zeit Standard  bei  wohlhabenden Familien in den kostbaren Villen. Eine Erläuterung zur Funktion dieser Hypokausten-Anlage finden Sie an der linken Hauswand im Durchgang zur Florinspfaffengasse.

Damit ist Ihr kleiner Rundgang beendet. Wir hoffen, er hat Ihnen eine Fülle von Eindrücken vermittelt. Setzen Sie sich jetzt noch für wenige Minuten auf eine Bank im Hof. Sollte heute ein warmer und sonniger Tag sein, dann dürfte es Ihnen sicher nicht schwerfallen - bei der mediterranen Bepflanzung des Hofs u.a. mit den Zypressen - sich die bunten Gestalten vorzustellen, die das Leben in der Römerstadt Confluentes   - und während der vielen Jahrhunderten davor und danach - gestaltet und geprägt haben.

Wolf-Dieter Kresse
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